ein Blogbeitrag von HT Defensio Strafverteidiger
Ein Strafverfahren stellt für viele Menschen eine absolute Ausnahmesituation dar – psychisch, emotional und sozial. Die Konfrontation mit dem Vorwurf einer Straftat löst oft eine Welle von Gefühlen aus: Angst, Scham, Hilflosigkeit und Unsicherheit. Gerade Menschen, die zuvor nie mit der Justiz in Berührung gekommen sind, erleben diese Zeit als besonders belastend. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Betroffene emotional mit einem Strafverfahren umgehen können – und geben konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dieser schwierigen Lebensphase.
Zwischen Angst und Verdrängung: Was Betroffene fühlen
Ein laufendes Strafverfahren bringt oft schlaflose Nächte mit sich. Viele Betroffene berichten von innerer Unruhe, Zukunftsängsten und einem Gefühl des Kontrollverlusts. Fragen wie „Was kommt auf mich zu?“, „Was bedeutet das für meinen Job, meine Familie, mein Ansehen?“ kreisen im Kopf. Die sozialen Auswirkungen – etwa die Sorge, dass Freunde oder Kollegen davon erfahren – verstärken den emotionalen Druck zusätzlich.
Auch Scham spielt eine große Rolle. Selbst bei einem unbegründeten Vorwurf fühlen sich viele Menschen stigmatisiert. Das Schweigen gegenüber dem Umfeld kann einsam machen – gleichzeitig möchten viele ihre Angehörigen nicht belasten oder schämen sich, offen über das Verfahren zu sprechen.
Was hilft? 6 Tipps für den emotionalen Umgang mit einem Strafverfahren
1. Rechtzeitige professionelle Unterstützung suchen
Der wichtigste Schritt ist es, sich frühzeitig juristisch beraten zu lassen. Ein erfahrener Strafverteidiger oder eine Strafverteidigerin verschafft nicht nur rechtliche Klarheit, sondern auch emotionale Stabilität – denn Information nimmt Unsicherheit.
2. Realistische Einschätzung statt Panik
Nicht jedes Verfahren endet mit einer Verurteilung. Oft bestehen gute Verteidigungsmöglichkeiten. Egal ob schuldig oder unschuldig. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Anwalt oder Ihre Anwältin die rechtliche Lage realistisch einschätzt und Sie ehrlich berät. Achten Sie dabei darauf einen erfahrenen und hochspezialisierten Fachanwalt zu beauftragen.
3. Lassen Sie sich von Ihrem Anwalt ein „worst-case“-Szenario schildern. Vielfach ist dieses nicht so schlimm wie befürchtet.
4. Gespräche helfen – Schweigen kann belasten
Reden Sie mit Menschen Ihres Vertrauens. Ein ehrliches Gespräch mit einem engen Freund, der Familie oder einem Therapeuten kann enorm entlasten. Das Gefühl, nicht allein zu sein, stärkt in dieser Phase. Beschränken Sie den Kreis auf Menschen, denen Sie absolut vertrauen.
5. Achtsamkeit und Selbstfürsorge ernst nehmen
Auch wenn der Kopf voll ist: Versuchen Sie, Routinen beizubehalten. Bewegung, ausreichend Schlaf und bewusste Pausen helfen, den Stress nicht überhandnehmen zu lassen. Manchmal sind auch kleine Dinge – wie ein Spaziergang, Musik oder bewusstes Atmen – eine große Hilfe.
6. Keine Schnellschüsse: Ruhe bewahren bei Medien oder Arbeitgeberkontakt
Gerade bei drohender Öffentlichkeitswirkung (etwa bei Berufsgruppen mit Verantwortung) ist es wichtig, keine überstürzten Aussagen zu treffen – weder gegenüber der Presse noch dem Arbeitgeber noch gegenüber der Justiz. Hier gilt: immer erst mit dem Verteidiger sprechen.
Ein Strafverfahren ist keine Einbahnstraße
So belastend die Situation auch ist – sie ist nicht ausweglos. Ein Strafverfahren verändert vieles, aber es ist kein endgültiges Urteil über den Menschen. Wer sich juristisch kompetent vertreten lässt, offen über seine Gefühle spricht und sich selbst nicht aufgibt, kann auch diese Lebensphase bewältigen und gestärkt aus ihr hervor gehen.
Wir stehen an Ihrer Seite
Als Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger wissen wir, dass ein Verfahren mehr ist als nur eine Akte. Es betrifft Ihre Existenz, Ihre Würde und Ihre Gefühle. Deshalb sehen wir unsere Aufgabe nicht nur in der rechtlichen Verteidigung, sondern auch darin, Ihnen in dieser schwierigen Zeit Orientierung und Halt zu geben. Sprechen Sie mit uns – vertrauensvoll, diskret und auf Augenhöhe. Jetzt Kontakt aufnehmen.